Kriegsgefangenschaftmit Liste der verfügbaren Belege 1939-1955Die KriegsgefangenenDer Verdienst, Nachkriegsdeutschland von den Trümmern des Krieges befreit zu haben, kommt weitgehend den deutschen Frauen zwischen 10 und 60 Jahren zu.Das wird häufig auch zitiert. Nur selten wird dabei auch darauf hingewiesen, dass es nicht Desinteresse und Bequemlichkeit der Männer war, hier nicht mithelfen zu wollen, sondern dass praktisch alle Männer, die im Krieg Soldaten waren, und das waren fast alle 15-60 Jährigen, durchaus gegen ihren Willen in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Und hier mussten sie nicht nur ungleich härter für den Aufbau der Länder arbeiten, die die Wehrmacht zerstört hatte, sondern wesentlich länger und unter teils so widrigen Umständen hausen, dass ca 30 Prozent der Kriegsgefangenen die Gefangenschaft nicht überlebten. Deutsche gerieten schon unmittelbar nach Beginn des Krieges in Gefangensschaft, andere wurden erst nach Kriegsende in ihren Heimatdörfern, in die sie sich in den Wirren des Kriegsendes abgesetzt hatten, festgenommen und in Kriegsgefangenschaft verbracht. Nahezu alle gerieten durch Kampfhandlungen oder Kapitulation ihres Truppenteils in Gefangenschaft. Aber auch einige dessertierten, um sich freiwillig als Gefangene in den Schutz der Kriegsgegner zu begeben. Hierzu hatten die Alliierten Truppen die deutschen Soldaten immer wieder mittels Flugblättern gegen Zusage guter Behandlung aufgefordert. Wie viele deutsche Soldaten dieses Angebot annahmen, ist nicht bekannt geworden. Auf jeden Fall war den deutschen Soldaten das Aufheben und der Besitz dieser Flugblätter gegen schwere Strafandrohung von der Heeresleitung verboten. Man kann Unrecht nicht aufrechnen, aber man muss sich im Grenzfall fragen, ob es Recht war, dass deutsche Soldaten, die unter Umständen selbst gegen das NS-Regime waren und in den letzten Kriegstagen nur durch Androhung der Todesstrafe wegen Wehrkraftzersetzung Soldat wurden und in Kriegsgefangenschaft gerieten, dafür teils mehr als 10 Jahre als Zwangsarbeiter büßen mussten, während Kommandeure und die politischen Wegbereiter des von Deutschland begangenen Unrechts in der Heimat überwiegend mit einem Sühnegeld davon kamen. Und Kriegsgefangenschaft war nicht Kriegsgefangenschaft. Es spielte hier eine große Rolle in welchem Lager die Gefangenschaft angetreten werden musste und von welcher Nation das Lager betrieben wurde. So flohen viele Soldaten der Ostfront in Richtung Westen, nur um nicht den Sowjets, sondern den Engländern oder Amerikanern in die Hände zu fallen. England, Frankreich, Norwegen und die Sowjetunion, die am stärksten unter dem deutschen Krieg gelitten hatten, sahen es durchaus als ihr Recht an, die deutschen Gefangenen als Zwangsarbeiter zum Wiederaufbau ihrer Länder heranzuziehen. Relativ gut dran waren die Soldaten, die schon 1943 bei Kapitulation des Afrika-Korps in kanadische Gefangenschaft gerieten und nach Kanada verschifft wurden. Sie wurden von der kanadischen Bevölkerung teils mit Sympathie behandelt. Viele erhielten das Angebot, auf Dauer in Kanada zu bleiben. Sie lebten im Durchschnitt besser als die deutsche Bevölkerung in ihrer Heimat, auch wenn sie zu harten Arbeiten herangezogen wurden. Aber hart arbeiten, und das noch unter extremen Bedingungen, Hunger und Bombardements mussten in dieser Zeit die gesamten Bürger der kriegsführenden Nationen. Die englischen Lager galten zwar als hart, aber auch fair. Die Lager in Amerika waren unterschiedlich, aber sicher besser als die viele Lager in Europa. Allerdings wurden diese Lager 1947 aufgelöst, und ein großer Teil der Gefangenen an Frankreich übergeben. Die Lager in Frankreich waren aus menschlicher Sicht extrem. Die jahrhundertelang gepredigte 'Erbfeindschaft' Deutschlands und Frankreichs, die bekanntgewordenen Gräuel in den deutschen Konzentrations- und Gefangenenlagern, blieben nicht ohne Wirkung. Ganz Europa war ein Armenhaus und litt an Hunger. Zur Vollversorgung der Bevölkerungen fehlten fast 30% Nahrungsmittel. Der kalte Winter 1946 und der darauf folgende heiße Sommer führte zu drastischen Ernteausfällen. Die Franzosen sahen es nicht ein, dass Sie ihr ohnedies unterversorgtes Volk weiter belasten sollten, indem sie den deutschen Kriegsgefangenen die gleichen Lebensbedingungen boten, wie dem von Deutschland geschundenen eigenen Volk. In den offenen Lagern der Rheinwiesen, in denen deutsche Kriegsgefangenen Monate ohne Unterkunft und mit minimaler Versorgung zusammengepfercht waren, gab es Mord und Todschlag wegen der nicht ausreichenden täglichen Rationen. Je nach Quellenangaben verhungerten oder starben dort an Krankheiten zwischen 50.000 und 1 Million Gefangene. Ab 1947 konnten sich Kriegsgefangene in Frankreich verpflichten, weiter als Zivilarbeiter in Frankreich zu bleiben und so aus der Kriegsgefangenschaft entlassen werden. Andere Gefangene wählten den Weg, in die französische Fremdenlegion einzutreten, was sofortige Entlassung aus der Gefangenschaft, praktisch allerdings auch neuer Kriegseinsatz in einer der französischen Kolonien, meist in Indochina, bedeutete. In der Sowjetunion war die Situation generell anders. Die Sowjetunion war ein totalitärer Staat, und es geschah das, was Stalin wollte. Und das änderte sich im Laufe der Zeit. Im Krieg hatte die Wehrmacht das russische Volk bis an die Grenze der Lebensmöglichkeit getrieben. Millionen von Russischen Bürgern erfroren und verhungerten. Mit Ihnen 95% der damals in russischer Gefangenschaft befindlichen Soldaten der Wehrmacht. Nach Kriegsende ging die sowjetische Politik unerbittlich gegen Kriegsverbrecher und vermeindliche Kriegsverbrecher vor. Auch das bedeutete in hohem Maße den Tod. Ab 1947/48 wurden die Deutschen in sowjetischer Gefangenschaft nicht viel schlimmer behandelt, wie Stalin sein eigenes Volk behandelte, und das war schlimm. Das führte aber auch zu einem Solidarisierungseffekt und zu Freundschaften zwischen russischen Arbeitern und Bauern und kriegsgefangenen Deutschen. Teils prostituierten sich russische Dirnen vor Gefangenenlagern, weil es den Kriegsgefangenen sogar besser ging, als der lokalen Bevölkerung. Aber, wie schon gesagt, das war noch immer sehr schlimm. Von den 3-4 Millionen deutscher Kriegsgefangenen in der Sowjetuinion starben knapp über eine Million in Gefangenschaft. Aber es gab auch Gefangene, die sich in die sowjetische Gesellschaft integrierten und dort eine Familie gründeten. Nach Gründung der Bundesrepublik beschloss Stalin, die bis dahin noch nicht entlassenen Kriegsgefangenen für insgesamt 25 Jahre als Zwangsarbeiter zu behalten. Es ist Verdienst des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, Joseph Stalin in langen Verhandlungen umzustimmen, sodass die letzten Kriegsgefangenen Ende 1956, mehr als 10 Jahre nach Kriegsende, nach Deutschland zurückkehren konnten. Für viele ehemalige Wehrmachtssoldaten war die Zeit der Kriegsgefangenschaft länger, ja teils doppelt So lange wie die Zeit des Krieges, für einige länger als das 3. Reich überhaupt existiert hatte. Berichte aus Gefangenenlagern
Und in welche Welt kamen die Kriegsgefangenen? Stalin hatte bis 1949 praktisch jeden Kontakt der Gefangenen zu ihrer Familie unterbunden. Viele Frauen hatten längst neue Beziehungen, weil sie nicht mehr mit der Rückkehr ihrer Männer rechneten oder schlicht nicht länger alleine sein wollten. Viele sahen ihre während des Kriegs geborenen und nun 10-12 Jahre alten Kinder zum ersten Mal. Die Kriegsgefangenen hatten mehr als 10 Jahre in einer Welt gelebt, in der die Zeit scheinbar hundert Jahre zuvor stehen geblieben war und kamen nun in eine Welt, in der sich das 'Wirtschaftswunder' abzeichnete. Bürger, die erst im 3. Reich und dann als russische Gefangenen praktisch ihr ganzes Leben unterdrückt worden waren, die Verzicht, Disziplin und Gehorsam als größte Tugend eingebläut erhalten hatten, stießen auf ihre rebellierende Kinder und einen für sie nicht begreifbaren Generationskonflikt. Viele dieser traumatisierten Gefangenen konnten diese Prägung ihr ganzes Leben nicht mehr überwinden. Manch einer wollte überhaupt nicht nach Deutschland zurück und blieb im Land seiner Gefangenschaft. Andere wanderten direkt nach Südamerika oder Kanada aus. Wieder andere, die mit dem Zivilleben nicht mehr zurechtkamen, meldeten sich bei der französischen oder spanischen Fremdenlegion, die in großem Maße um ehemalige deutsche Soldaten warb. ![]() Jacke eines Wehrmachtssoldaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft von hinten gesehen. Auf dem Rücken gut erkennbar weiß aufgespritzte Buchstaben 'PW' (prisoner of war). Die Buchstaben P und W auf den Ärmeln zeigen im angezogenen Zustand nach vorne.
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Französischer Militärmantel, so von deutschem Kriegsgefangenen in französischem Gefangenenlager getragen. Die Knöpfe sind mit Wehrmachtsknöpfen erneuert worden. Auf dem Rücken die Buchstaben 'PG' = prisonier de guerre (franz. Kriegsgefangener).
Notprodukte der KriegsgefangenenIch hatte geschrieben, dass jedes Lager anders war. Es gab Lager, in denen sich das &u Uuml;berleben täglich erkämpft werden musste, aber es gab auch Lager, in denen sich besser leben ließ als in dem heimatlichen Ort. In den letzteren Lagern, die vorwiegend unter englischer und amerikanischer Verwaltung standen, gab es von den Gefangenen betriebene Werkstätten, Schulen und Kunstatelliers, in denen so ziemlich alles erlernbar war und studiert werden konnte, was vielen einfachen Arbeitern vor dem Krieg nicht möglich war. Teils befanden sich diese Lager sogar auf deutschen Boden, in ehemaligen Werkssiedlungen oder auf den Geländen der bei Kriegsende geräumten Konzentrationslagern.So unterschiedlich diese Voraussetzungen waren, so unterschiedlich sind auch die Produkte, die in den Lagern zum persönlichen Gebrauch gefertigt wurden. Insbesondere in sowjetischen Lagern gab es einen enormen Mangel an persönlichen Gebrauchsgegenständen, wie Essgeschirren, Bestecke, Schuhe, Rasierzeuge, Tabakpfeifen und Zigarettendosen. Hier wurde mit einfachsten Mitteln überlebensnotwendiger Hausrat aus organisiertem Kriegsschrott oder Holz zum persönlichen Gebrauch gefertigt. Behälter und Bestecke etc. wurden teils aus Flugzeugblech zwischen Steinen gehämmert. Da durch den Mangel an Ausrüstung eine hohe Diebstahlgefahr bestand, wurden fast alle gefertigten Stücke wenigstens mit den Initialen, oft noch mit der Jahreszahl und Ortsangabe versehen. Anders sah es in den US Vorzeigelagern aus. Die Gefangenen hatten alles, was zum Leben notwendig war. Hier konzentrierte man sich in der Freizeit auf die Fertigungen von Erinnerungsstücken, Dekorationsteilen und Geschenken für Kameraden oder die Familie. Da man von den Familien regelmäßig Pakete erhalten konnte, wollte man auch ihnen, vor allem zu Geburtstagen und Weihnachten etwas schicken können. Die in Gefangenenlagern gefertigten Objekte wurden teils von fachkundigen Handwerkern oder gar ausgebildeten Juwelieren werkstattmäßig hergestellt und innerhalb der Lager, - auch an die Alliierten Soldaten - verkauft oder getauscht. ![]()
Armreif aus verdrilltem Messing und Eisendraht, platt gehämmert und verfeilt
Durften die Kriegsgefangenen noch vor der Kapitulation vom 8.Mai 1945 in den meisten Lagern entsprechend der Kriegskonvention ihre Abzeichen und Orden tragen, allerdings mit entferntem Hakenkreuz, so mußten sie diese Effekten nach dem 8.Mai komplett ablegen. Heute kann man noch häufig Wehrmachtsorden finden, aus denen das Hakenkreuz teils mit einfachen Mitteln entfernt worden ist, nämlich durch Herauskratzen oder Platthämmern. Das sind typische Stücke, die vor dem 8. Mai 1945 in Kriegsgefangenenlagern getragen wurden. Von den Stoffadlern, die als Hoheitszeichen auf den Wehrmachtsjacken waren, wurde der in den Adlerklauen 'gehaltene' Kranz mit Hakenkreuz abgetrennt, manchmal auch einfach nach Auftrennen der Naht, unter den Adler nach oben geschoben. Manchmal wurde nur das Hakenkreuz aus dem Kranz ausgeschnitten. Auch die Koppelschlosse der Wehrmacht und von anderen NS-Organisationen mussten entnazifiziert werden ( Entnazifizierung von Koppelschlossen). Auch diese wurden in den Gefangenenlagern vorschriftsmäßig entnazifiziert. Gleiches galt allerdings auch für den zivilen Gebrauch außerhalb der Lager. Da an allem Mangel herrschte, wurden NS-Koppelschlosse nach dem Krieg auch im Zivilbereich als Gürtelschließen verwendet. Anhaltspunkte für Gefangenenstücke sind auch hier die Qualität der Entfernung des Hakenkreuzes sowie eventuell eingekratzte Initialen. Die Entfernung der NS-Zeichen erfolgte außerhalb der Lager qualitativ besser, weil hier richtige Werkzeuge zur Verfügung standen. Es wurden sogar Wehrmachtskoppelschlosse als neue Konversionsware zum zivilen Gebrauch verkauft, da offenbar noch große Mengen an Wehrmachtskoppelschlossen gelagert waren. Bei diesen wurde der Reichsadler mit Hakenkreuz entweder fabrikmäßig mit einem neutralen Motiv überpresst oder einfach kreisrund herausgestanzt. Im Folgenden führen wir einige typische Stücke an, die in Kriegsgefangenenlagern gefertigt wurden, sowie Dokumente, die die Kriegsgefangenschaft betreffen. |