Teroson Leim in Volksgasmaskenfilter


Diese 'Rüstungskonversion', hier besser gesagt Notfertigung ist in doppelter Hinsicht exemplarisch.

a). Sie zeigt auf, dass selbst und große traditionell wichtige Betriebe bei der Ressourcenversorgung vor den gleichen Problemen standen wie Kleinbetriebe. Es war einfach nichts vorhanden. Andererseits war Leim, das traditionelle Verbindungselement der Möbelindustrie, absolute Mangelware.( Leim, Farben und Streichhölzer) Man behalf sich, so weit es ging, zwar mit Nägeln und Schrauben, aber auch die waren nur auf dem Schwarzmarkt zu beschaffen, wenn überhaupt.(Vorhandensein an Nägeln, Schrauben und Bindemittel)

Es lag daher im Interesse der Volkswirtschaft und der Alliierten Militärregierung, den Stillstand der Deutschen Produktion so schnell wie möglich zu beseitigen, damit das Deutsche Volk wieder die Leistungsfähigkeit gewinnt, sich selbst zu ernähren und versorgen. So banal es heute klingen mag, die Versorgung mit Leim war aus dieser Sicht ausgesprochen wichtig, denn die damals noch traditionell aus Holz und Metall gefertigten Produkte waren ohne Leimverbindungen nicht denkbar. Wie sollten die Millionen Fenster und Türen der durch Kriegseinwirkung teilzerstörten Häuser erneuert werden? Wie sollte für die Grundversorgung der Millionen ausgebombten oder als mittellose Flüchtlinge ein Mindestbestand an notwendigem Mobilar erzeugt werden?
Aber selbst wenn es nun einer chemischen Fabrik gelang, die volkswirtschaftlich wichtige Erlaubnis zur Aufnahme der Leimproduktion zu erhalten, was der Fa. Teroson-Werk Erich Ross in Heidelberg offensichtlich gelang, worin sollte sie ihr Produkt abfüllen? Es gab keine Dosen hierfür, weil auch die Metallhütten und Walzwerke stilllagen, ja teils zur Deckung der Reparationskosten der Alliierten demontiert wurden.
Man konnte hier nur auf noch Vorhandenes aus der Kriegszeit zurückgreifen.



Volksgasmasken gab es wie Sand am mehr. War doch jeder Bürger gezwungen, für alle Mitglieder seiner Familie eine solche anzuschaffen. Da ein Filter im tatsächlichen Falle eines Gasangriffes nur kurze Zeit wirksam ist, ghörten zu jeder Volksgasmaske vernünftigerweise mehrere Filter zum Wechseln. Zugleich mussten der Handel und Fabriken weitere Filter vorrätig halten, um verbrauchte Filter so schnell wie möglich zu ersetzen. Filter zur Volksgasmaske gab es daher zur Genüge. Und in der Tat gehören Konversionen aus Volksgasmaskenfiltern zu den häufigeren Objekten.

b) Allerdings kann man hier bei der Leimdose recht schnell feststellen, dass diese nicht aus Restsbeständen von Kriegsfertigungen konvertiert wurden, sondern dass die 'Leimdosen', auf dem Etikett als 'Behelfspackung' bezeichnet, extra für die Nachkriegsindustrie bzw. für die Firma Teroson hergestellt wurde.
Zu erkennen ist dies an der fehlenden Prägung des Filtermodells und der Luftschutz-Zulassung and der Gewindeseite, die in jedem fertiggestelltem Gasmaskenfilter vorhanden sein musste.



Aber auch die Vorderseite des fertigen Filters weicht insofern von der Leimdose ab. Während der Filter vorne logischerweise eine Siebfläche hat, ist das bei der Leimdose natürlich nicht der Fall. Der Boden der Leimdose hat zwar die für den Volksgasmaskenfilter typische 'Spinnennetz-Prägung' zur Versteifung, ist aber nicht gelocht.



Aber noch etwas fällt auf. Der Boden ist aus vermessingtem Blech, wie auch die Konservendosen der Zeit. Außer dieser Leimdose gibt es viele Konversionen, bei denen ein emailliertes Filtersieb der Volksgasmaske aus Eisenblech verwendet wird, so bei Sieben und Schaumlöffeln. Mir ist aber kein Volksgasmaskenfilter der Kriegszeit bekannt, bei dem das Filtersieb aus Eisenblech ist, auch wenn eine solche Fertigung wegen der Aluminiumknappheit in den letzten Kriegstagen nicht ausgeschlossen ist.



Die Firma Teroson war allerdings nicht die einzige Firma, die chemische Produkte in 'Behältnissen' der Kriegsproduktion abfüllte. Die Firma Henkel füllte 1945/46 ihr bekanntes Scheuerpulver ATA in Gehäusen der Deutschen Eihandgranate 39 ab.

© horst decker