Panzerfaustteile wurden nach dem Krieg
in höchstem Maße wiederverwertet

Die Produktionen folgten der Stufe c), also der Konstruktionsstufe.


Das lag daran, dass ein riesiger Bedarf an Gefäßen aller Art bestand. Schon die technische Bezeichnung der Panzerfaust als Hohlladungsgeschoss weist darauf hin, dass man hieraus Gefäße verschiedener Art fertigen konnte.
Panzerfäuste, Waffen des 'letzten Aufgebots' , lagen in Mengen herum. Allerdings handelte es sich bei Panzerfäusten um die wohl wirkungsvollsten und mobilsten Waffen, mit denen sich Partisanen hätten seinerzeit bewaffnen können.
Und die Alliierten Besatzungstruppen befürchteten durchaus, dass es in Deutschland zu einem solchen Partisanenkrieg kommen könnte. Hatte doch Adolf Hitler in einer seinen letzten Reden das Deutsche Volk zum bedingungslosen und rücksichtslosen Kampf gegen die Allierten Truppen nach einer eventuellen Besetzung Deutschlands aufgerufen. Sie sollten als 'Wehrwölfe' tags ein harmloses Familien- und Berufsleben führen und nachts die Besatzungstruppen aufs Äußerste bekämpfen. Ob es tatsächlich noch solche fanatischen Anhänger des 3. Reiches gab, darüber wollten die Alliierten natürlich nicht spekulieren.

Auch wäre das Entschärfen der mit Sprengstoff gefüllten Waffen wie Panzerfäuste, Minen und Granaten zu gefährlich gewesen, und der geringe Materialgewinn hätte dieses Risiko nicht gerechtfertigt. Zumal durch das Entschärfen solcher Mengen Waffen auch sehr viel Sprengstoff angefallen wäre, der wiederum in falsche Hände hätte fallen können.

So wurden von den Alliierten alle tragbaren Waffen und Sprengkörper eingesammelt und beschlagnahmt.
Depots und Fabriken, die solche Waffen lagerten, wurden unter Bewachung gestellt, bis Gelegenheit bestand, die Waffen abzutransportieren. Das was die Alliierten nicht selbst für ihre Truppe verwenden konnten, wurde weltweit verkauft. Vieles ging dabei nach Südamerika.

Vernachlässigt man nun den Umstand, dass vielleicht einige privat gefertigte Hausratsgegenstände existieren, die aus aufgelesenen scharfen Waffen gefertigt wurden, so erklärt sich das Vorhandensein von Konversionen aus Sprengkörpern dadurch, dass in den Fabriken einerseits noch viele Blechprägeteile von Granat- und Minenkörpern als Halbfertikate herumlagen, und auch noch die Prägewerkzeuge vorhanden waren.
So wurden die fertigen oder halbfertigen Teile nach Freigabe durch die Aliierten als Ressourcen zur Herstellung von verschiedenem Hausrat genutzt. Da Sprengkörper ja immer einen Hohlraum für den Sprengstoff besitzen, eigneten sie sich vorzüglich für Gefäße.
Häufig kann man Produkte, die aus Halbfertikaten hergestellt wurden, daran erkennen, dass Bohrungen und Ausstanzungen, die später die Zündeinrichtung aufnehmen sollten, erst gar nicht mehr ausgeführt wurden, wohl aber deren vorgesehene Position aus der Prägeform erkennbar ist.
Nun waren jedoch in den Fabriken auch noch die Prägemaschinen vorhanden. So wurden nach dem Krieg in diesen teilweise mangels anderer Möglichkeit neue Granat-und Minenkörper direkt für die zivile Hausratproduktion hergestellt. Diese erkennt man teilweise daran, dass hier mangels anderer Vorräte andere und dickere Blecharten verwendet wurden als bei der militärischen Produktion.

So sind z.B. Aluminiumnäpfe der Nachkriegszeit bekannt, die in der Form für den hinteren Kegel des Panzerfaustkopfes geprägt wurden.

Da die Granat-und Minenteile aus zähem Stahlblech gefertigt waren, das leicht rostet, ist der daraus hergestellte Hausrat zum Schutz vor Rost fast immer emailliert. Das gilt wenigstens für Töpfe, Becher, Kannen und andere Wasserbehälter.

Fertigung von Hausrat aus Panzerfäusten



Das obige Schema ist bei weitem nicht umfassend, da auch von der Panzerfaust praktisch alles verwendet wurde. Allerdings sind alle wesentlichen Teile stark konisch.

I. Der ca 33cm lange und zwischen 4 cm und 14cm dicke Sprengkopf der Panzerfaust besteht aus 6 Teilen, die sich allesamt zu Hausrat umbauen lassen.

1.) die stumpfkegelige ballistische Kappe, die zugleich den Zündabstand der Hohlladung bestimmt. Aus ihr wurden Tassen, Töpfchen, Schälchen und Teesiebe gefertigt.

2.) der Haltering der ballisistischen Kappe. Mir sind nur Spielsachen bekannt, die aus diesem Ring gefertigt wurden.

3.) der innere Kegel, der als Träger der Hohlladung, also des Sprengstoffs dient. Dieser konnte notfalls ohne Änderung als Trichter verwendet werden.

4.) der hintere Kegel. Aus diesem wurden Kaffekannen, Becher, Töpfe, Trichter, Messbecher und vieles mehr gefertigt. Aus Thüringen sind dabei Kaffekannen bekannt, die mit schöner 'Bauernmalerei' oder Emailleverzierung versehen sind, so dass man in ihnen kaum mehr Notprodukte erkennen kann.

5.) das Trägerrohr für das Leitwerk. Dieses dünnwandige Rohr passt genau über eine Einheitsfassung der 220Volt Glühbirne. Daher findet man dieses Rohr in Tischlampen eingebaut.

6.) die Haltefeder des Leitwerkes. Die Verwendung ist momentan nicht bekannt.

II. Das Leitwerk besteht aus dem Kupplungsrohr mit Trichterflansch, dem Holzschaft mit Mund- und Bodenkappe, sowie den 4 Leitflächen aus Federstahl. Auf die Verwendung der Teile werde ich bei der Erfassung der vorhandenen Objekte kommen.

III.) das Abschussrohr. Dieses dickwandige Stahlrohr wurde in kurze Stücke gesägt, die unten zugeschweißt und emmailliert als 1/2 Liter Messbecher und andere Gefäße verwendet wurden. Sicher wird es hier noch andere Konversionsobjekte geben. Von den Einzelteilen der Zündeinrichtung und des Visiers sind mir zur Zeit keine Konversionsstücke bekannt.

© horst decker